Metamorphosen
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Am 26. November 2005 im Topic 'metamorphosen'
Glaube es oder nicht: Aber in den zwei ersten Jahren, in denen du mich fast beleidigend ignoriert hast, habe ich mir immer nur eines gewünscht:

mit Dir reden können. In dir war immer so eine sonderbare Weisheit verschlossen, die ich gerne angezapft hätte. Und hättest Du mir die Ehre deiner Gesprächsfreundschaft gewährt, wäre es wahrscheinlich zu sonst nichts gekommen, allerdings auch nicht zu deiner jetzigen Bitterkeit. Das Leben geht da bisweilen sonderbare Wege. Meine tiefe Sehnsucht war, eine Komplizin zu finden. Ich hab dir das damals, glaube ich, immer wieder gesagt. Du hast eine komplett andere, für mich exotische Perspektive auf die Dinge des Lebens, die war es, die mich interessiert hat. Ich hab auch nur deine Stimme erotisch gefunden; langbeinige, 1.80-Blondinen waren nie etwas, auf das ich per se und optisch geflogen bin. Ich hab mir eigentlich nur gewünscht, mit dieser Stimme zu verkehren.

Mag ja sein, das mag ich nicht entscheiden, ob es dafür jetzt zu spät ist.

Mach Dir bitte nichts vor: Ab einem Zeitpunkt wolltest Du mich, von Dir schwer bestritten, ganz. Und deine immer wieder aufwallende Bitterkeit hat nur diesen Grund: Ich wollte und konnte nie MT und Henry und MB in einem sein und das ist es, was Du haben wolltest und willst. Komm, bestreite es, schrei mich an!

Öfter und intensiver und wiederholter als ich von allem Anfang an gesagt habe, daß ich das nicht bin, geht nicht. Aber drunter machst Du es nicht mehr. Und das ist der Grund unserer Entfremdung und unseres Anunsvorbeiredens.

Die Bewegungsfreiheit und Seelentiefe, die MT Dir (zumindest anfänglich) bot; die erotische Unterwerfung, nach der du dich so sehnst, die MB erzwang; und der materiell/sexuelle Alltagskomfort, den Henry bereithielt, diese Kombination ist dein "Traumbild" von "deinem" Mann. Und weil Du als Frau eigentlich immer verwöhnt warst und stolz bist, gibst Du es nicht billiger - übrigens der einzige wirkliche Grund, warum Du Single bist.

Das hast Du auf mich projiziert. Ich bin es aber nicht, diese deine Dreifaltigkeit. Die gibt es (meiner festen Überzeugung nach) auch nicht.

Aber two out of three, wenn ich dir aus der Hand lesen darf, sind drinnen.

Und wenn ich dich dabei so furchtbar störe sie zu finden, dann geh ich eben jetzt. "Things get broken, things get damaged - thought we could manage".



"Wenn man indiviuelle Freiheit und Unabhängigkeit anstrebt, ist keine Liebe möglich (...)" sondern nur, "wenn der Wunsch nach Zerstörung, nach Verschmelzung, nach individueller Selbstaufgabe vorhanden ist".

Hab ich gestern abend gelesen in "Die Möglichkeit einer Insel". Mir schoss durch den Kopf, daß das dein Grundkonflikt ist.

Dein ganzes Leben zielt quer durch Studium, Beruf, Weggehen von zu Hause, alleine leben, milde promisk zu sein und so weiter auf die Erreichung von "individueller Freiheit und Unabhängigkeit" ab, sehr konsequent, sehr erfolgreich.

Gleichzeitig pocht in dir all die Jahre dieses große Frauenherz, das dir wer aus dem 18. Jahrhundert verpflanzt hat, mit dieser Verschmelzungs- und Selbstaufgabesehnsucht, mit dieser ungestillten Bereitschaft alles Erreichte zu zerstören, um LIEBEN zu können.

Du hast alle möglichen raffinierten Konstruktionen, um diesem ständig im Hintergrund lauernden Tief-Konflikt aus dem Weg zu gehen: Feminismus, M. und die Tugenden der Semi-Platonik, Nebenfrau aus Berufung usw. (du kennst sie besser als ich). Ich hab dir - nicht aus Absicht, wie Du weisst - diesen großen Sicherungskasten durch einen Mega-Kurzschluss fast abgebrannt. Du gegen dich, die Liebende gegen die Selbstverwirklicherin, dieser Konflikt ist voll ausgebrochen.



Wir hätten nie Sex haben, sondern immer nur reden dürfen. Dann hätten wir uns immer das geben können, was der anderer braucht und umgekehrt. Statt diese Dissonanzen zu produzieren. Ist zwar absurd etwas so Lebensbereicherndes wie unseren Sex zu opfern, aber so wie wir uns verstehen (im Dialog), das ist noch seltener und wertvoller. Und ich hab Angst, daß wir das jetzt wegspülen.



Ich gebe Dir eine "Antwort". Sie ist im Bewußtsein geschrieben, daß Du sie nicht glauben wirst, weil du sehr gern nur das glaubst, was Du glauben willst. Und nur dann zuhörst, wenn du ganz sicher bist, dass du das auch hören möchtest.

Du hast mir nicht das geringste "getan", im Gegenteil. Es gibt keinen äußeren "Grund" für mein "Schweigen" (das keines ist, weil der der schweigt, etwa beim Essen, bist Du).

Ich habe dich, geschätzt, ein Jahr in deiner "Entwicklung", Lebensbewegung, nenne es wie immer, zuviel gekostet. Ich will dich nicht ein weiteres Jahr kosten. Stopp. Neuanfang (wenn du willst, kannst, es dir zuläßt). Was Du mein Schweigen nennst, soll(te) das ausdrücken. Könnte ich es besser, hätte ich es getan.

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june, 2005.11.26, 16:35
10.11.2003:

Es ist aber ganz einfach: Die Ressource "Ganzheitliche Liebe" und vor allem "Geliebtwerden" ist um den Faktor 100 seltener als "Begehren/Begehrtwerden". Gold ist mir zu kitschig, Silber zu billig. Ich will einen Platinring von Dir. Besonders auch deshalb, weil Du sicher viele Silber- und mindestens einen Goldring, noch nie aber einen Platinring verschenkt hast. Geht das in Deinen gescheiten Kopf hinein oder hindert Dich deine Scheuklappenmähne daran? Ich will auch unbescheidenerweise einen von Dir persönlich geschliffenen Brillanten an der Innenseite dazu, wenn ich das möglicherweise völlig schiefe Bild weitertreiben darf. Ich kann Dir nicht versprechen, dass ich das wert bin, das musst Du entscheiden. Ich ahne, dass Du für mich völlig einmalig bist und will das verdammt nochmal auch für Dich sein. Der erste Mann, von dem Du Ganzheitlichkeit annehmen kannst und vermutlich der erste, dem Du ganzheitlich gegenübertrittst. Ich wüßte dann, was es bedeutet, wenn Du "Ily" sagst.



15.11.2003

Aber ich eigne mich doch so gut: Ich will nicht zusammenziehen; ich koche leidlich gut, kauf auch ein und hab nur hin und da eine Geschirrspülereinräumhemmung; mit mir kann man stundelang Schuhe- oder Blusen einkaufen gehen; ich nerve auf Reisen nicht, es denn mit stundenlangen Museumsgängen; ich mach Dir Frühstück samt Insbettbringen und verlange nie eines zurück; ich beschäftige mich selbst und mir ist nie langweilig; ich bringe nur so Blumen mit, schon deshalb, weil ich selbst schön finde; wenn Du Migräne hast bedränge ich dich höchstens mit einer Fussmassage; die einzige Zickigkeit, die mir jetzt meinerseits vorstellbar ist, träfe dich beim Wunsch mich nach T. mitzunehmen; o.K. als Beifahrer weiss ich alles besser und ich pinkel ins Waschbecken, aber das ist schon alles.
Ich weiss jetzt aufs erste nicht, warum ich gar so ungeeignet bin für eine "konservative" Beziehung. Bin in viellerlei Hinsicht konservativ.
Kurz: Ich kann das nicht so stehen lassen dieses asoziale Monster, das Du
aus mir machst.

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und meine antwort, ja, meine antwort habe ich auch noch:

ach du, am liebsten würde ich dich jetzt einfach nur umarmen und mit dir zusammen herzlich darüber lachen, was wir da wieder losgetreten haben.

du, hey du, du lieber, liebenswerter verrückter kerl du, ich mache doch kein asoziales monster aus dir, es sind doch nur tendenzen, die ich in deinem umgang mit (manchen) menschen beobachte, die ich natürlich, um es greifbarer zu machen überzeichne.

und vielleicht bist auch gar nicht du so ungeeignet für eine konventionelle beziehung, vielleicht bin ich das und vielleicht kommt irgendwann ohnehin alles irgendwie anders.

wo bist du denn schon wieder?
he - komm zurück ins hier und jetzt, komm zurück zu mir und bitte bitte lächle dabei.
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