Metamorphosen
Der Scherbenhaufen unterm Teppich
Am 02. Mai 2010 im Topic 'standortbestimmung'
Mail von ihm:
Spinnst du jetzt völlig?

Mail von mir:
Ohne das per se abstreiten zu wollen, würde mich nun doch interessieren, was genau dich dazu bringt, mir diese Frage zu stellen.

Mail von ihm:
Was gibt es da zu erklären. Mitten in einer der intensivsten Diskussionen, die wir seit Jahren geführt haben, hast Du dich einfach ausgeklinkt, ohne irgendeinen ersichtlichen Grund. Und ich hab gesagt: komm zurück. Ich brauch dich. Du brauchst mich. Ist doch völlig sinnlos so zu tun, als ob das anders wäre.

Ist das so? Braucht er mich? Brauche ich ihn? Würden wir einander nicht brauchen, würden wir immer noch so miteinander ringen, nach so langer Zeit?

"Ich verstehe dich sehr", schreibt er, "und du mich gar nicht." Und weiß, dass ich ihn nicht verstehe, ärgere mich jedoch maßlos über seine Anmaßung zu behaupten, er würde mich verstehen, darüber, dass er es "verstehen" nennt, wenn er mir Stempel aufdrückt und mich in Schubladen steckt.

Und so schreibe ich:

"Ich glaube, du verkennst den eigentlichen Kern meiner spezifischen "Perversion" - den nämlich, findest du lächerlich und machst dich auch oft und gern über ihn lustig.
Ginge es wirklich um Peitschen, Fesseln & Co wäre das doch kein Problem, gibt ja genug Partner- und Seitensprungbörsen auch zu diesem Thema im Netz, genügend Männer, die sich anbieten würden, inkl. vorhandenem Equipment und allem Pipapo.

Das ist es nicht. Es geht darum, jemandem zu begegnen, der in mir das Gefühl auslöst, mich wirklich und vollständig hingeben zu wollen, ein "Mach was du willst mit mir, nur berühre mich, weil ich nicht sein kann ohne die Leidenschaft, die du in mir auslöst, weil ich dich so sehr begehre, dass ich wahnsinnig werde, ohne deine Berührung." Der Schmerzfaktor kann das im richtigen Moment nur steigern, aber für sich selbst kann er gar nichts. So ist auch Schmerz z.B. empfangen von G. gar nichts, diese Art von Schmerz kann nichts, ist falsch, völlig fehl am Platz.

Dazu gehört aber auch ein völlig unerklärbares Urvertrauen dem "Du" gegenüber, das jenseits von Verständnis liegt und das sich aus so vielen Kanälen speist, an deren Ende vielleicht das Wissen darum am stärksten ist, dass man einander gehen lässt, aber nicht fallen.

Das Gefühl zu haben, dass du dieses nie ausgesprochene Versprechen gebrochen hast, damit werde ich nicht fertig, so sehr ich mich bemühe, das zu überwinden, ich glaube auch, dass du noch nicht einmal im Ansatz verstanden hast, was das mit mir gemacht hat."

Ich lese das noch einmal und weiß, es ist die Wahrheit, das, woran wir arbeiten, woran wir uns abarbeiten, sind nur noch Scherben. Mein Verstand weiß so genau: Da gibt es nichts mehr zu kitten, zu retten. Und immer und immer wieder mache ich Anstalten, den Scherbenhaufen zu beseitigen und er landet doch immer nur unter dem Teppich, bereit ständig wieder aufs Neue hervorgeholt zu werden.

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